Buchvorstellung Domsdorf
o Kurzbericht Veranstaltung am 15.6.18
Buchvorstellung/Lesung (Rainer Bauer): Erika und Richard Arlt.
Zwei Leben für die DDR, vom 15.6.18 in Domsdorf, Louise
(Zechensaal)
Die erste Buchvorstellung fand in kleinem Rahmen an dem Ort statt,
wo Richard Arlt 1952 seine Tätigkeit als Werksleiter im
Braunkohlewerk Domsdorf begann. Nach zwei Original
Ton/Videomitschnitten von Richard und Erika Arlt ging es vor allem
um das zentrale Anliegen dieser Veröffentlichung: der
Delegitimierung der DDR und unzähliger Biographien ihrer Bürger
authentische Erinnerungen entgegenzusetzen.
Die Teilnehmer waren
sich einig: es gibt in den Medien eine Sprachregelung, nach der die
DDR ausschließlich negativ darzustellen ist (etwa durch das stete
Wiederholen negativer Assoziationen, so dass auf den Ausdruck 'Sport
in der DDR' jedem sofort das unvermeidliche 'Doping' durch das
Gehirn schießt). Es soll keine positiven Assoziationen zur DDR
geben.
In der Tradition der beiden DDR Pioniere Erika und Richard
Arlt gab es aber nicht wenig Bereiche, die auch nach den Erfahrungen
der Teilnehmer positiv und bewahrenswert sind:
- Absolventen
Einsatz (nach der Ausbildung zuerst einen Praxiseinsatz)
-
staatliche Berufsplanung, etwa am Beispiel von Ärztestellen, es
wurde nicht dem Zufall überlassen, ob es auf dem Land genügend Ärzte
gibt.
- Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau
- die
Ausbildungen waren praxisorientiert
- die individuellen
Fähigkeiten zu entwickeln gelang besser in einem Bildungssystem, das
nicht schon frühzeitig auf Spezialisierung ausgerichtet war
- die
DDR war eine Gesellschaft ohne Existenzangst, ohne Hunger, die
Wirtschaft war auf die Versorgung der Bevölkerung ausgerichtet
-
es gab keine extreme Ungleichheit in der DDR-Gesellschaft
Warum ausschließlich die negative Sicht auf die DDR durchgesetzt
werden soll? Der seit 150 Jahren herrschenden Kapitalismus soll
offenbar als absolut alternativlos erscheinen und der erste Versuch
auf deutschem Boden, eine Gesellschaft der Gleichen aufzubauen, von
der kein Krieg ausgeht, in der der Faschismus keine Chance mehr
hätte, als eine Art Mißgeburt, als Abweg der Geschichte.
Am
Beispiel des Bücherbestandes der Arlts verglich der Referent die
Leseerfahrung von Bürgern in der DDR und der BRD. Er schlug vor,
eine erste Folgeveranstaltung diesem Thema zu widmen, unter dem
Titel 'Leseland DDR', was unter den Teilnehmern auf großes Interesse
stieß.