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Richard und Erika Arlt - Zwei Leben für die DDR

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    Zwei Leben für die DDR
Das Leben von Erika und Richard Arlt ist ein Spiegel der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Aus Dokumenten des Nachlasses zusammengestellt.


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Erika Arlt, Niemals Vergessen, unveröffentliches Typoskript DIN A4, Tröbitz 1989 - 2011, 140 S. (Geschichte des Verlorenen Transports, Interviews mit Zeitzeugen aus Tröbitz, Totenlisten, die ersten Ausarbeitungen zu diesem Buch datieren vor 1980).

Die 1989, kurz vor der sogenannten ‚Wende‘ fertiggestellte Dokumentation zur Geschichte des ‚Verlorenen Transports‘ trägt noch nv ganz die Handschrift des sozialistischen Teils Deutschlands, der DDR.
Nicht nur, weil die Ereignisse hier nicht ‚tragisch‘ genannt, sondern als ‚Folge der faschistischen Politik‘ dargestellt werden, sondern vor allem, weil ‚Niemals Vergessen‘ die Anstrengungen dokumentiert, die Erika und Richard Arlt unternommen haben, den Antifaschismus an der Basis, im Volk zu verankern. Die Beschäftigung mit der Geschichte des Verlorenen Transports war nie Selbstzweck, sondern diente dazu, die Bevölkerung in der Region aktiv einzubeziehen und durch die starke Beteiligung der ganz normalen, nicht verbeamteten, nicht beim Staat angestellten Menschen ein Ziel zu erreichen, das Erika Arlt in ihrem Buch so formuliert (S.5):

„Das Gedenken ist nicht nur eine Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse und ein Gedenken der Toten, sondern Mahnung und Verpflichtung, das Vermächtnis der Toten zu erfüllen: Nie wieder zuzulassen, daß von deutschem Boden Schrecken, Verfolgung, Krieg und Vernichtung ausgehen!“

Dem stellt sie gegenüber, was in der BRD nach 1945 geschah, wie dort sogar Entscheidungsträger des Faschismus in den staatlichen und politischen Organisationen wieder untergekommen waren und verhinderten, dass aus der Vergangenheit Lehren gezogen wurden und dabei waren, die Opposition auszuschalten, um einen neuen Obrigkeitsstaat zu installieren.

Weil es für Erika Arlt wichtig war, einen Antifaschismus des Volkes aufzubauen, konzentrierte sie sich nicht auf Geschichtsbücher, sondern auf die Aussagen von Zeitzeugen wie Herrn W. Gröger, Herrn K. Bardehle (zur Ankunft des Zuges am 23.4.1945), die Erinnerungen Tröbitzer Bürger (S.26 – 39) und die als humanitäre Hilfe vorgestellte Aufnahme der Überlebenden in die Tröbitzer Wohnhäuser (S.36 -49). Stellt sie die Gedenkstätten vor, geschieht dies nie, ohne die bei ihrer Einrichtung beteiligten Bürger namentlich zu erwähnen – sie vergisst auch nicht die Namen derer, die sich bei der Pflege der todkranken Überlebenden aus dem Zug engagiert haben.

 ‚Niemals Vergessen‘ ist keine Abrechnung mit den Tröbitzern, nicht einmal ein moralischer Vorwurf, das Buch will den Bürgen der Region zeigen, was sie – ohne es vielleicht genau zu wissen – geleistet haben. Es ist ganz der Zukunft zugewandt, obwohl es überwiegend Ereignisse aus der Vergangenheit berichtet. Deshalb betont die Autorin Freundschaften zwischen jüdischen Überlebenden und jenen Tröbitzern, in deren Häusern sie gepflegt und versorgt wurden. Aus dem gleichen Grund hebt sie die Veranstaltungen regionaler Organisationen an der VVN Gedenkstätte hervor und dokumentiert die Reden von bedeutenden Persönlichkeiten, die zu den Gedenktagen nach Tröbitz gekommen waren, so als wollte sie sagen: Seht, ohne Euch und Euer Engagement wären diese Leute nicht gekommen!

Vor diesem Hintergrund wird dem Leser die Geschichte des Verlorenen Transports anhand zahlreicher Originaldokumente gezeigt – auch dies ein Verdienst von Erika Arlt, dass sie diese vor dem Untergang rettete – und anhand zahlreicher Photos, die sie selbst aufgenommen und entwickelt hat.

Das Buch wurde, von Erika Arlt auf eigene Kosten kopiert, von Hand zu Hand weitergereicht und ist nie veröffentlich worden – vor allem wohl deshalb, weil die politische Einordnung und die deutlich ablehnende Haltung zum westdeutschen Nachkriegsdeutschland mit seinen Adepten des kalten Krieges nach der sogenannten Wende nicht mehr zeitgemäß war. Zu viele Wendehälse und Wendeprofiteure hätten sie mit ihrem Buch als Anhängerin eines untergegangenen, delegitimierten Staates diffamiert, was ihrem Anliegen, das Andenken an die Opfer des Verlorenen Transports zu wahren, dem ‚Niemals Vergessen‘, abträglich gewesen wäre. Selbst als in den beiden überarbeiteten Versionen (1997 und 2011) die 'politischen' Passagen weggefallen waren, konnte sich Erika Arlt nicht zu einer Veröffentlichung entschließen.

In ihrem Buch bleibt die Autorin im Hintergrund, man versteht, dass es ihr ein persönliches Anliegen war, die Allgemeinheit zu informieren, ebenso wie es ihr wichtig war, mit zahlreichen Überlebenden einen ausführlichen, bis kurz vor ihrem Tod fortgeführten Schriftwechsel zu unterhalten.



Niemals Vergessen - das Buch von Erika Arlt (Version v. 2011) über den Verlorenen Transport - kann als pdf in vier Abschnitten heruntergeladen werden (ca. je 25 MB):
Seite 1-31   Seite 32-63     Seite 64-81     Seite 82-110

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